1„Ein Nichts ist Tugend”, sprach Brutus, da er geschlagen;
Ein Nichts, wohin man blickt, ein Nichts, wohin wir jagen!
Wen hat wohl Frömmigkeit je aus der Not befreit?
Wen hat wohl Güte je vor bösem Fall gefeit?
5Der Menschen Dinge mischt geheim ein feindlich Wesen,
Das nicht in Obhut hält die Guten, noch die Bösen;
Wohin sein Atem weht, wird keiner ihm entfliehn;
Ob schuldig oder nicht, wahllos erreicht es ihn.
Und wir mit unserm Kram, als ob der Weisheit wär,
10Sind vor Einfält’gen stolz und wissen doch nicht mehr.
Wir stürmen himmelauf, Gottes geheime Pläne
Dort auszuspähn, allein der Blick der Erdensöhne
Ist stumpf dazu. Uns ziehn flüchtige Traumchimären
In ihren Bann, die sich, wie’s scheint, doch nie bewähren.
15Leid, was tust du mir an? so soll ich beide euch
Verlieren denn nunmehr: Trost und Verstand zugleich?